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Wassersäule – nicht das einzige Kriterium für wasserdichtes Outdoormaterial

Den Begriff der Wassersäule findest du bei Outdoorbekleidung immer wieder. Sie gibt an, wie regenfest die Bekleidung oder auch das Zelt ist. Die DIN EN ISO 811:2018 regelt die Methode zur Bestimmung des Widerstandes gegen das Durchdringen von Wasser. Die Angabe erfolgt in Millimeter und gibt an wie viel Druck auf das Gewebe einwirken kann, bevor erste Wassertropfen hindurchdringen.
Besonderheiten
  • keine einheitlichen Normen
  • WS ist nur Richtwert
  • weitere Kriterien entscheidend
  • Druckbeanspruchung beachten
  • Angabe in Millimeter
Das Wichtigste zusammengefasst
  • Methoden, Testverfahren und Laborbedingungen unterscheiden sich. Auch gibt es verschiedene Normen, nach denen die Wassersäule ermittelt wird. Sie ist daher nicht einheitlich geregelt und daher nur ein Richtwert.
  • Damit Kleidungsstücke oder Zelte wirklich wasserdicht sind, beachte beim Kauf weitere Kriterien wie getapte Nähte.
  • Bei der Einwirkung von Druck dringt Wasser leichter in Materialien ein. Daher empfehlen sich z. B. für Zeltböden oder Skihosen höhere Werte als z. B. für einfache Regenjacken.

Wann ist ein Kleidungsstück wasserdicht?

Laut einer EU-Norm gilt ein Kleidungsstück der Kategorie 3, d. h. mit einem hohen Anspruch, ab einer Wassersäule von 1.300 mm als wasserdicht. Für die geringere Kategorie 2 reichen sogar schon 800 mm Wassersäule aus. Das reicht oft allerdings nicht aus, um auch wirklich trocken nach Hause zu kommen, schließlich wirken auch Druck und Windlasten auf die Feuchtigkeit ein. So gelten Kleidungsstücke in der Schweiz z. B. erst ab 4.000 mm Wassersäule wirklich als wasserdicht.

Weitere Normen regeln neben der Regenbekleidung auch andere Einsatzgebiete:

  • Regenschirm: 800 mm
  • Zeltstoff wasserdicht: 1.500 mm (DIN ISO 10966)
  • Zeltboden wasserdicht: 2.000 mm (DIN ISO 10966)
  • Sitzen & Knien auf nassem Untergrund: 4.800 mm (EU-Norm EN 343:2003)
  • Kleidung für Segler & Bergsteiger: 20.000 mm (EU-Norm EN 343:2003)

Was sagt eine Wassersäule 3.000 oder 5.000 aus?

Bei der Messung der Wassersäule wird die Außenseite des Materials dem Wasser ausgesetzt. Der Wasserdruck steigt dabei je nach Norm um etwa 100 oder 600 Millimeter Wassersäule pro Minute. Auf der Innenseite wird nun gemessen, nach welcher Zeit sich die ersten drei Tropfen durch den Stoff gedrückt haben. Der zu diesem Zeitpunkt vorhandene Druck entspricht dann der Wassersäule in Millimeter.

Bei einer Wassersäule von 3.000 Millimetern beträgt die Wassersäule damit 3 Meter, bei 5.000 Millimetern sind es schon 5 Meter. Welche Zeit verstrichen ist, bis das Wasser durch den Stoff dringt, ist jedoch aufgrund verschiedener Messmethoden unterschiedlich – und für den Verbraucher damit verwirrend.

Hinweis
Die Wassersäule solltest du daher eher als einen Richtwert auffassen und daneben weitere Kriterien hinzuziehen. Das können getapte Nähte, mehrere Materiallagen oder auch die generelle Verarbeitung des Materials sein.

Welche Wassersäule sollte eine Regenjacke haben?

Eine Regenjacke gilt ab 1.300 mm als wasserdicht. Dieser Wert entspricht allerdings im Wesentlichen der Theorie – in der Praxis reicht er nicht aus. Hier solltest du eher nach Modellen mit einer Wassersäule von mindestens 5.000 mm Ausschau halten. Markenprodukte starten nicht selten bei 10.000 mm, wobei manche Modelle sogar 20.000 mm und mehr aufweisen.

Neben der Wassersäule sind allerdings auch andere Eigenschaften wichtig, damit die Jacke ihre Funktion letztlich zu deiner Zufriedenheit erfüllt. Das Wichtigste ist dabei wohl die Atmungsaktivität – andernfalls könntest du dich auch mit einer Plastiktüte vor dem Regen schützen.

Hilfreich sind gerade bei Aktivitäten im Freien auch verschiedene Körperöffnungen, die du je nach Grad der Anstrengung auch öffnen oder schließen kannst. Getapte Nähte verhindern zudem, dass das Wasser am Ende nicht doch noch ein Weg in das Innere findet.

Hinweis
Besonders wasserabweisend ist eine Regenjacke, die regelmäßig imprägniert wird. Hier perlt das Wasser direkt ab und haftet gar nicht lange genug an der Oberfläche, als dass sich das Wasser durchdrücken könnte.

Empfehlung für die Wassersäule beim Zelt

Für Zelte gelten noch einmal andere Angaben als z. B. für Jacken. Viele Produkte stammen hier aus den USA. Hier setzt man Zelte einem Schnellalterungsverfahren aus, um zu ermitteln, wie hoch die Haltbarkeit unter bestimmten Witterungsbedingungen ist. Erst danach wird die Wassersäule ermittelt, sodass hier deutlich niedrigere Angaben entstehen als hierzulande. Du kannst die amerikanischen Angaben daher etwa um den Faktor 2-3 multiplizieren, um das europäische Pendant zu erhalten.

Da auf den Zeltboden Druck ausgeübt wird, wenn du darin schläfst, sollte der Boden über eine Wassersäule von mindestens 5.000 mm verfügen. Bei der Zeltplane bzw. dem Außenzelt reicht auch eine Wassersäule von 3.000mm, da hier weniger Druck vorhanden ist.

Und auch bei Zelten gilt: Die Wassersäule ist nicht das alleinige Kriterium für die Wasserundurchlässigkeit. Daneben sind drei weitere Kriterien von Bedeutung:

  • Verarbeitung & Qualität
  • Material
  • Beschichtung

Das passende Zelt für den Urlaub wählen

Allerdings geht die Wassersäule in der Regel auch auf das Gewicht. Du solltest daher abwägen, ob du ein ultraleichtes Zelt benötigst, das im Sommer lediglich mal einen Schauer abkönnen muss, oder ob das Gewicht zweitrangig ist, um auch mal bei Dauerregen zelten zu gehen.

  • 1.500 mm reichen für den Sommer oder südliche Regionen aus, bei Dauerregen regnet es durch.
  • 2.000 mm empfehlen sich für kurze Trekkingtouren im Sommer. Auch hier wirst du bei Dauerregen nasse Füße bekommen.
  • 3.000 mm eignen sich hingegen auch für längere Touren.
  • 5.000 mm sind schließlich auch bei extremen Regen wasserdicht.

Wassersäule – Tabelle

Im Prinzip findest du Outdoorbekleidung mit ganz unterschiedlichen Wassersäulen. Einige wichtige Werte sind die folgenden.

mmInfo
1.500 mmWert, ab dem Textilien in Deutschland gemeinhin als wasserdicht gelten (wenngleich die Norm EN 343:2003 („Schutzkleidung gegen Regen“) Produkte mit Wassersäule ab 800 mm als „wasserdicht (Klasse 2)“ und ab 1300 mm „wasserdicht (Klasse 3)“ einstuft).
1.000 mmDruck, der durch eine liegende Person mit 80 kg und 1,80 m Körpergröße entsteht
4.000 mmwasserdicht laut Eidgenössischer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) in der Schweiz
5.000 mmDruck, der durch eine sitzende Person mit 80 kg entsteht
>10.000 mmWasserdichtigkeit bei guter Outdoorbekleidung
14.000 mmDruck, der durch eine knieende Person mit 80 kg entsteht

Welches Kleidungsstück sollte welche Wassersäule haben?

Wie hoch die Wassersäule letztlich sein sollte, hängt natürlich davon ab, was du mit der Bekleidung vorhast. So ist es bei Regenhosen z. B. hilfreich, eine sehr hohe Wassersäule zu nutzen, wenn du mit der Hose Radfahren willst und sie so auch dem Druck des Gesäßes auf dem nassen Sattel standhalten soll.

Bei Regenjacken kann hier z. B. ein Rucksack auf die nassen Schultern drücken oder auch starke Windeinwirkungen führen zu einem verstärkten Eindringen von Wasser in die Jacke. So ist für eine Hardshelljacke eine Wassersäule von 20.000 mm und mehr durchaus empfehlenswert. weitere Richtwerte sind hier die folgenden, wobei verschiedene Outdooranbieter dabei nicht immer die gleichen Empfehlungen aussprechen.

  • Regen- und Skihosen, mit denen du auch mal auf dem Boden kniest: ab 15.000 mm
  • Lauf- und Fahrradjacken, die du ohne Rucksack trägst: 10.000 mm
  • Regenhosen zum Schutz gegen Spritzwasser: 10.000 mm
  • Schneeanzug / Skibekleidung für Kinder: ab 4.000 mm
  • Regenbekleidung für Kinder: ab 4.000 mm
  • Winterjacken für den Alltag: ab 10.000 mm

Den Druck der Wassersäule berechnen – so geht’s

Als Richtwert kannst du davon ausgehen, dass 1.000 mm Wassersäule etwa dem Druck von 0,1 bar entsprechen.

Die Berechnung der Wassersäule erfolgt dann wie folgt:

Lässt ein Material z. B. nach 5 Minuten die 3 Tropfen Wasser durch und steigt der Druck im Testzylinder um 10 mm je Sekunde, ergibt sich:

  • 10 mm x 60 Sekunden = 600 mm in einer Minute
  • 600 mm * 5 Minuten = 3.000 mm Wassersäule

das entspricht wiederum einem Wasserdruck, der in einer Wassertiefe von 3 Metern herrscht.

Aussagekraft der Wassersäule

Da es für die Berechnung der Wassersäule unterschiedliche Normen und Testverfahren gibt, ist die Angabe nicht einwandfrei vergleichbar. Schließlich unterscheiden sich auch die Laborbedingungen und einige Hersteller testen ihre Kleidungsstücke nicht bis zum Extrem, sondern überprüfen lediglich, ob Minimalanforderungen erfüllt werden. Daneben spielen auch weitere Faktoren eine Rolle bei den wasserabweisenden Eigenschaften.

Weiterführendes

Bergfreunde erklärt in einem Video, ab wann eine Jacke wirklich wasserdicht ist:

Der BR hat verschiedene Outdoorjacken getestet:

Hier findest du Tipps für das Zelten bei Regen:

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